Geteilte Welten Kapitel 15 –
Einfach nur glücklich
Marko hatte sich lang auf dem Sofa ausgestreckt, den Kopf in Tims Schoß. Er war eingeschlafen. Sanft streichelte Tim ihm durch die Haare und über die Wangen. Verliebt und happy wie nie zuvor schaute er auf seinen Schatz hinab. Endlich war er wieder mit Marko allein. Tim dachte zurück: So viel Tolles war in den letzten drei Tagen passiert; erst die Überraschungsparty am See, dann das erste Date mit seinem Marko, die Aussprache mit seinem Vater – und nun auch noch ein Liebes -“Nest“, nur für seinen Liebsten und ihn! Besser konnte es doch fast schon nicht mehr laufen! Tim war so vielen Leuten so dankbar – und er dachte darüber nach, wie er sich bei jedem einzelnen revanchieren könnte. Doch schnell fiel ihm auf, dass das gar nicht so einfach werden würde… Tim verfiel im Sitzen in einen kurzen, aber tiefen Schlaf. Als er wach wurde, bemerkte er, dass Marko, der inzwischen wieder aufgewacht war, ihm die Schuhe ausgezogen und ihn auf das Sofa gelegt hatte in der Gaultier-Aufzählung. Eine weiche, flauschige Decke lag über ihm, und Marko kniete am Kopfende und streichelte ihn. „Hallo mein Schatz, da bist Du ja wieder! Hast Du gut geschlafen?“ Und dann fügte er hinzu: „Du siehst soooo süß aus, wenn Du schläfst!“ Tim antwortete zunächst nicht, sondern richtete sich etwas auf und küsste ihn. „Du aber auch!“ meinte er dann nur ganz trocken. Er setzte sich auf, und Marko ließ sich neben ihn fallen. „Was ist – wollen wir jetzt die Wohnung noch mal auf eigene Faust anschauen?“ „Jepp, das machen wir!“ Arm in Arm und nur auf Strümpfen gingen sie langsam und neugierig um sich schauend durch die Räume. Im Schlafzimmer angekommen, knieten sie sich nebeneinander auf das Bett und schauten aus dem Fenster. „Schau mal“, meinte Marko, „nur noch Felder, soweit das Auge reicht! Na, wenn das alles Willys Eltern gehört, werden die Herbstferien wohl richtig anstren-gend!“ „Aber dafür haben wir das hier alles, wann immer wir wollen!“, antwortete Tim und drehte den Kopf nach hinten in Richtung Wohnung. „Und wir haben uns!“ ergänzte Marko. Tim sah ihn an, und küsste ihn auf die Nasenspitze. „Marko, ich liebe Dich mehr als alles andere auf der Welt, und ich möchte immer mit Dir zusammen bleiben und Dich nie, nie wieder gehen lassen!“ Er atmete tief ein und aus. „Und ich möchte, dass alle es erfahren sollen! Unsere Eltern, alle im Ort und überhaupt! Ich möchte Dich und mich nicht verstecken müssen, möchte Hand in Hand mit Dir durch die Straßen laufen…“ „Hey, nun mal langsam, mein Süßer!“, fiel Marko ihm ins Wort. „Das alles möchte ich ja auch so gerne wie Du, aber…“ „Ja, ich weiß“, unterbrach ihn Tim nun seinerseits – dann war es still im Raum.
Inzwischen lagen sie nebeneinander auf dem gemütlichen Bett, Händchen haltend und die Blicke zueinander gewandt. Von weitem hörte man das Gackern der Hühner, das Zwitschern der Vögel, hin und wieder mal eine Kuh oder das Wiehern und Schnauben eines Pferdes – und sonst eigentlich nichts. Es war fast wie im Paradies! „Hier könnte ich liegen bleiben!“ stieß Tim aus. Marko rutschte an ihn heran und legte den Kopf auf Tims Brust. „Aber nur mit Dir!“ antwortete er. Tim lächelte und fuhr seinem Freund mit der Fingerspitze über das Gesicht – von der Stirn über die Nase und den Mund bis zum Kinn, dann weiter über den Hals und die Brust bis zum Bauch, soweit sein Arm reichte. „Ich liebe Dich!“ flüsterte er. „Ach Du Scheiße“, rief Tim plötzlich aus. Stimmt der Wecker?“ Marko zog seine Taschenuhr heraus und sah darauf. „Fünf Uhr!“ bestätigte er. „Was ist los, Schatz?“ „Ich muss los – um sechs gibt’s Abendessen, und vorher habe ich meiner Mom versprochen, noch schnell ihr Kleid abzuholen. Du weißt doch, wie genau es meine Eltern mit den Essenszeiten nehmen!“ Markos Gesicht verdunkelte sich, und er setzte eine Miene auf, die in Tim ein schlechtes Gewissen hervorrief. „Bitte, Marko guck nicht so! Ich kann doch auch nichts dafür…“ Er sprang auf, ging zurück ins Wohnzimmer, wo seine Schuhe standen, setzte sich auf das Sofa und zog sie an. Marko war auf dem Bett liegen geblieben. Er war enttäuscht und traurig, dass Tim schon wieder gehen musste. Tim lief wieder ins Schlafzimmer. „Komm, Schatz, sei nicht so! Bringst Du mich noch zur Tür?“ Tim wollte ihm einen Kuss geben, doch Marko drehte den Kopf weg. „Hey Süßer, schau mal: was soll ich denn machen?“ Er setzte sich auf die Bettkante und nahm Markos Hand in seine. „Es ist nicht so einfach mit meinen Eltern…Telefonieren wir denn wenigstens nachher noch mal?“ drängte Marko. „Klar – vorher kann ich doch sowieso nicht einschlafen!“ Vom Wohnzimmertisch hatte Tim den Schlüssel mitgebracht, und drückte ihn seinem Freund in die Hand. „Pass gut darauf auf!“ Tim beugte sich hinunter und gab Marko einen Kuss – diesmal ließ Marko es zu. Er stand auf, und begleitete Tim bis zur Haustür. „Tschüss, mein Engel, bis nachher am Telefon!“ Noch einmal nahmen sie sich in die Arme und küssten sich, dann marschierte Tim los, um das Kleid seiner Mutter abzuholen.