Der Nerd und seine Prinzessin

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Julia blickte ungläubig auf einen der drei Flachbildschirme. Zahlenwerte flogen über den Bildschirm. Computerfenster gingen auf und zu. Und über allem lag der Reiz des Verbotenen. Das laute Geräusch der kräftigen Tastaturanschläge untermalte die ihr seltsam anmutende, elektronische Musik. Ihr Herz schlug schneller und immer wieder blickte sie zu Flo.

Flo war der Sohn ihrer Nachbarn und ein richtiger Computernerd. Nerd war ein seltsamer Begriff, den Julia auch erst durch ihre Freundinnen kennengelernt hatte. Offenbar handelte es sich dabei um seltsame Menschen, obwohl Flo eigentlich gar nicht so seltsam war. Sie hatten gemeinsam den Kindergarten und die Grundschule besucht. Damals war er echt nett und sie konnte sich noch an vergnügte Unterhaltungen auf dem Nachhauseweg erinnern. Es war eine trolle, unschuldige Zeit.

Irgendwann änderte es sich und ihre Freundinnen wurden immer wichtiger. Sie war zehn oder elf, als sie das letzte Mal mit ihm mehr als ein paar Worte gewechselt hatte. Danach trennte sich ihr Lebensweg. Zumindest bis heute Nacht. Heute Nacht war sie wieder zu ihm gekommen. Fast acht Jahren war es her, dass sie hier in Flos Zimmer gesessen hatte. Damals hatten sie gemeinsam Tekken auf der PS2 gespielt. Das war, bevor es in ihrer Welt uncool wurde, so etwas zu tun.

Ja, Julia lebte in einer coolen Welt. Viele Partys, viele Freunde und seit ein paar Jahren auch Sex. Sie war erfolgreich in dieser Welt des 21. Jahrhunderts und genoss es. Als Schulsprecherin hatte sie Einfluss und ihre Zukunft sah gut aus. Bis heute. Ja, heute Nacht änderte sich für sie alles.

&#034Schaffst du es?&#034, fragte sie aufgeregt und streifte sich mit den Fingerkuppen durch ihr langes, glattes Haar. Jede einzelne ihrer dunkelblonden Strähnen schien zu kribbeln, so aufgeregt war sie.

Flo blickte von seinem Platz zu ihr und meinte: &#034Ich bin fast drin. Ich habe eine Schwachstelle in einem ungepatchten VPN Loginserver gefunden. Ich füttere ihn jetzt mit falschen Informationen, dann dürfte das System nackt vor uns liegen.&#034

Er lächelte, doch ihr lief ein schauer über den Rücken, als er das Wort nackt in den Mund nahm. Julia, die immer noch das leicht nuttige Outfit anhatte, welches sie auf Hermans Party getragen hatte. Ein schwarzes, trägerloses Kleid, welches ihr nur bis zu den Oberschenkeln ging. Der eng anliegende Stoff hatte war mit kleinen Kristallen angereichert, um im Licht der Tanzfläche zu funkeln. Ihre halterlosen schwarzen Strümpfe bedeckten den Rest ihrer langen, schlanken Beine. Sie saß auf der Werkbank neben seinem Computerarbeitsplatz. Lötkolben, Platinen und Spulen lagen in einer nicht erkennbaren Ordnung herum.

&#034Und was heißt das?&#034, fragte sie schließlich nach. Die meisten Worte hatte sie zwar schon mal gehört, aber sie ergaben für die Schülerin einfach keinen Sinn, denn nicht davon hatte sie für einen Test lernen müssen.

Der gleich alte Schüler schmunzelte und versuchte es erneut: &#034Ich habe ein offenes Fenster im Rechenzentrum gefunden, durch das wir jetzt virtuell einsteigen können.&#034

&#034Ok.&#034 Damit konnte sie sich zumindest etwas anfangen.

Was sie taten, war zweifellos i*****l. Julia wusste das. Sie hatte Flo sogar dazu angestiftet. Nicht weil sie etwas Böses tun wollte. Nein, es ging nicht anders. Ihr Blick fiel auf die Computer Uhr. Es war bald 5. In zwei Stunden sollte sie eigentlich aufstehen, um in die Schule zu gehen, aber das war ihr egal. Es gab Wichtigeres. Zumindest heute Nacht.

***

Es war ein herrlicher, lauer Frühsommerabend, als Julia und mit ihrer sechzehnjährigen Schwester Sandra auf die Party eines Mitschülers ging. Herman feierte seinen 19. Geburtstag und alles, was in der Schule Rang und Namen hatte, war anwesend. Als Schulsprecherin war Julia natürlich dabei und ihre jünge Schwester genoss es, wieder einmal weggehen zu dürfen. Keiner dachte daran, dass morgen Schule war. Die meisten hatten ihre Noten sowieso so schon in der Tasche und so gab es nicht viel, um dass sich die Gymnasiasten noch sorgen mussten.

Julia war seit drei Monaten wieder Single. Mattias, ihr Exfreund hatte sie mit ihrer ehemals besten Freundin betrogen und so weinte sie ihm keine Träne nach. Angeblich sei alles nur ein verunglücktes Drogenexperiment gewesen. Ihr war es gleich. Für sie war das keine Ausrede. Auch wenn er auf der Party wieder Macho auftrat, gönnte sie ihm nicht einmal ein müdes Lächeln. Sie hatte Wichtigeres zu tun. Tanzen und sich in der Masse bewegen gehörte sich dazu. Die Party fand an einem Baggersee statt. Ein großes Lagerfeuer erhellte die Nacht und ein dröhnender Generator sorgte für den Saft der 500 Watt Boxen.

Auf mehreren Grillern wurden Steaks und Würste gegrillt und mit ausreichend Sangria, gab es rasch eine feuchtfröhliche Stimmung. Julia dachte dabei nicht an ihre jüngere Schwester. Sie war ja kein kleines Kind und so genoss sie es, wie immer im Rampenlicht zu stehen. Wo sie war, war Stimmung. Die Leute kamen zu ihr, um sich gut zu fühlen. Sie war die Königin der Nacht. Zu dem Zeitpunkt ahnte sie nichts von den dunklen Wolken, die sich hinter ihrem Rücken zusammenbrauten.

Es war kurz vor Mitternacht. Viele hatte die Party schon verlassen oder ins Gebüsch zurückgezogen. Julia war gerade auf dem Rückweg von einem der Klohäuschen, die die Stadt überall um den See aufgestellt hatte, als Selina auf einmal zu ihr kam. Seitdem sie Mattias mit ihr im Bett erwischt hatte, redeten die beiden eigentlich kein Wort mehr miteinander. Als kleine Rache hatte Julia ihre ehemals beste Freundin sogar aus dem OK des Abschlussballs genommen. Man muss dazu sagen, dass Selina ohne Julias Hilfe niemals in das OKA gekommen wäre.

&#034Was willst du?&#034, fragte Julia ihre Exfreundin.

&#034Weißt du, wer gerade mit deiner Schwester gefickt hat?&#034 Selina lächelte. Sie hatte kurzes, schwarzes Haar und war etwas kleiner als Julia.

&#034Was, wer?&#034 Sie blickte ihre Mitschülerin fassungslos an.

&#034Komm mit.&#034

Julia folgte Selina auf eine Lichtung, abseits der Party. Dort erblickte sie Sandra, die entkleidet an einem Baum lehnte. Sie wirkte benommen und Julia ahnte Schlimmes. Die Wahrheit war jedoch noch schlimmer. So eilte sie zu ihrer Schwester und nahm das desorientierte Mädchen in den Arm.

&#034Schön, dass du da bist, Julia.&#034 Sie drehte sich um und erblickte Mattias. Er lächelte hämisch. &#034Deine kleine Schwester ist fast eine genau so geile Sau wie du.&#034

&#034Spinnt ihr? Was habt ihr mit ihr getan?&#034 Sie hob Sandras Weste vom Boden auf und bedeckte damit ihre Blöße. Sie roch keinen Alkohol. Was auch immer mit ihr los war. Es musste an etwas anderem liegen und Julia konnte sich denken, wer daran schuld war.

&#034Nichts was ich mit dir nicht auch getan hab. Wenn du nicht so beschäftigt gewesen währst, hättest du vielleicht ihr geiles Stöhnen gehört. Sie ist sogar noch lauter wie du.&#034

Julia funkelten die beiden Schlangen an. Was hatte sie ihnen getan, dass sie sich jetzt an ihrer kleinen Schwester vergingen? Wie hatte sie sich so in Mattias täuschen können, dass sie mit ihm fast ein halbes Jahr zusammen war.

&#034Wenn du es nicht glaubst, sieh her?&#034 Selina reichte Mattias ihr iPhone. Er drehte es zu ihr und aktivierte den Wiedergabemodus. Sofort tauchte das Bild von Sandra auf, wie sie am Boden lag und jemand, vermutlich Mattias, mit ihr rummachte. Selina hatte wohl die Kamera so gehalten, dass man nur ihre kleine Schwester sehen konnte. Und zwar in Hochauflösung.

&#034Was soll der Scheiß!&#034, gab Julia angewidert zurück.

&#034Ganz einfach. Du hast unseren Ruf hier an der Schule ganz schön ruiniert. Nun tun wir das Gleiche mit deiner Schwester. Wenn du nicht für sie einspringen willst.&#034 Mattias lächelte boshaft und zeigte ihr weiter gut sichtbar das Video war für Julia allein schon eine Folter war. Ihre Schwester musste durch irgendeine Droge gefügig gemacht worden sein. Wie konnten die beiden nur so etwas tun.

&#034Was?&#034, fragte sie fassungslos.

&#034Du wirst unsere Sexsklavin&#034, lächelte Mattias. Der Gedanke gefiel ihm wohl. &#034Selina und ich werden dich einfach als unser neues Sexspielzeug benutzen. Alternativ wird jeder dieses Video zu sehen bekommen.&#034

Julia spürte, wie sich ihre Schwester an sie anlehnte. Sie war hilflos. Das Video war pervers, i*****l und noch einige andere Dinge. Aber sie wusste auch, dass eine Veröffentlichung im Internet Sandras Leben ruinieren könnte. Einmal im Netz, würde man es nicht mehr verhindern können.

&#034Jetzt komm her und knie dich erst mal vor mir hin. Ich will, dass du meine Füße leckst!&#034, forderte ihre ehemalige Freundin.

&#034Vergiss es!&#034, fauchte die Schülerin. &#034Löscht das Video, oder ihr werdet angezeigt.&#034

&#034Du willst uns drohen?&#034, fragte Selina hämisch. &#034Vergiss es Blondie. Wenn du oder deine kleine Schlampenschwester auch nur ein Wort gegenüber den Bullen verliert, ist das Video im Netz und jeder Perverse wird sich Sandra ansehen können. Wird bestimmt lustig für sie, wenn sie irgendwann mal einen Job außerhalb der Pornobranche kriegen will. Jetzt knie dich hin. Leck meine Füße und dann meine Fotze. Schließlich wollen wir ja auch von dir ein paar geile Aufnahmen.&#034

Julia überlegte verzweifelt, was sie tun konnte. Sie wusste, dass sie auf diese Erpressung nicht eingehen durfte. Gleichzeitig hatten die Beiden sie wirklich in der Hand. Das Video in HD würde Sandras Leben zerstören. Sie konnte nicht zulassen, dass die Rachsucht ihrer ehemaligen Freunde nun ihre Schwester traf. Sie faste einen Entschluss. Langsam kam sie auf die Beiden zu.

Mattias wechselte in den Aufnahmemodus des iPhones und richtete erwartungsvoll die Kamera auf seine Exfreundin. Julias Augen wirkten verzweifelt. Sie schluchzte leise und Selina lächelte teuflisch auf. Das Prinzesschen der Schule auf den Knien zu erleben, würde ihr einen besonderen Kick geben. Sie beneidete sie, sie hasste sie und sie wollte, dass Julia bluten musste. Das war der Grund, warum sie mit Mattias geschlafen und ihn zu diesem Plan verführt hatte. Selina hatte über Monate seinen Hass auf die Schulsprecherin genährt und nun, würde sie endlich die Früchte dieser Arbeit ernten können. Gleich war es so weit. Julia stand fast vor ihr.

Ein unmenschlicher Schrei riss sie aus ihrer Vorfreude. Im Mondlicht, welches sich mit dem des entfernten Lagerfeuers vereinte, konnte sie nur erkennen, wie Mattias auf einmal schreiend zusammenbrach. Bevor sie weiter reagieren konnte, war Julia schon an ihr vorbei gelaufen.

&#034Ohuuuu!&#034, fluchte der sich am Boden krümmende Junge und hielt sich den Schritt.

&#034Was ist?&#034, fragte Selina verwirrt.

&#034Das Video. Sie hat dein Handy!&#034, stöhnte Mattias.

Jetzt begriff Selina erst, was passiert war und eilte der Flüchtenden hinterher. Doch es war zu spät. Als sie Julia erreicht hatte. Konnte sie nur noch der öffentlichen Verbrennung ihres teuren iPhones zusehen. Julia stand direkt neben dem Lagerfeuer und lächelte triumphierend, während die Flammen das teure Stück Elektronik langsam verschmorten.

&#034Du dummes Stück!&#034, fluchte Selina. &#034Dafür wird Sandra bezahlen.&#034

&#034Das glaub ich kaum.&#034 Julia funkelte sie kampfeslustig an.

&#034Du hast ja keine Ahnung. Ich hatte das Video längst in die Schulcloud hochgeladen. Morgen früh wird es dort jeder sehen.&#034

***

Das 21. Jahrhundert hatte seine eigenen Gesetze. Julia hätte versuchen können, mit der Hilfe der Polizei alles zurückzuhalten. In der Schule hätte es jedoch trotzdem für Aufregung gesorgt. Ihre kleine Schwester wäre vielleicht nicht für jeden nackt zu sehen gewesen, doch allein die Geschichte hätte gereicht, um ihren Ruf zu ruinieren. Im besten Fall würde jeder via Facebook und Co in wenigen Stunden wissen, dass Sandra Opfer einer Vergewaltigung wurde. Mit diesem Kains Mal müsste sie dann leben, auch wenn Mattias und Selina dafür ein paar Monate auf Bewehrung bekamen. Nein, es musste einen besseren Weg geben.

Sandra lag inzwischen in ihrem Bett und schlief sich aus. Mit etwas Glück würde sie sich nicht einmal mehr an die Vorkommnisse der letzten Nacht erinnern können. Aber um sie auch vor den anderen Folgen zu schützen, brauchte es einen Hacker. Dass Julia in dieser Nacht bei Flo geklingelt hatte, hatte nichts mit ihrer räumlichen Nähe zu tun. Nur die Tatsache, dass es an der Schule zahlreiche Gerüchte über seine Hackeraktivitäten gab, brachten sie zu ihm.

&#034Schaffst du es?&#034, fragte Julia ein wenig skeptisch. Sie musste ihre Anspannung irgendwie unterdrücken, ohne an ihren Fingernägeln zu kauen. So nahm sie den Lötkolben, der auf dem Tisch war in die Hand und spielte damit rum.

&#034Bin gleich drin.&#034 Flo war glücklich, seiner heimlichen Flamme helfen zu können. Genaugenommen hätte er vermutlich alles für sie getan, als sie mitten in der Nacht plötzlich vor seiner Tür stand. Der Junge lebte fast alleine in dem Einfamilienhaus. Sein Vater war vor 7 Jahren an Krebs gestorben und seine Mutter arbeite als Ärztin im Krankenhaus. Sie machte viele Überstunden und es schien Tage zu geben, an denen sie gar nicht nach Hause kam.

&#034Du hast das doch schon Mal gemacht oder?&#034, fragte Julia etwas zweifelnd. Sie saßen inzwischen schon ein paar Stunden hinter der Ansammlung von Computern.

&#034Ja, aber anders&#034, meinte er zu ihr und drehte sich dabei mit einem Lächeln zu ihr. Seine kantige Brille und sein leicht pickliges Gesicht ließen ihn wirklich wie einen Freak aussehen. Auch sein fettiges Haar machte auf Julia keinen besonderen Eindruck. Trotzdem gefiel er ihr in diesem Moment. Vielleicht hatte er ihr schon immer gefallen, auch wenn sie aus vollkommen unterschiedlichen Welten kamen.

Auch ihre Charaktere waren andere. Julia war eine Vorzugsschülerin. Wenn ihr eine Note nicht passte, lernte sie so fleißig, bis sie es tat. Flo hingegen hatte kaum Verwendung für Noten. Wenn ihn etwas interessierte, konnte er es automatisch. Wenn er kein Interesse an etwas hatte. Dann war es die Sache auch nicht wert, dafür zu lernen. Entsprechend unterschiedlich waren auch ihre Noten.

&#034Wie?&#034, fragte die Schülerin und glitt mit ihren Fingern immer wieder über den Kolben.

&#034Ich hatte das Administratorpasswort unseres Schulleiters. Aber nachdem die Lehrer gemerkt hatten, dass etwas nicht stimmte, hat er es geändert.&#034

Julia schmunzelte. Ihr Schulleiter war technisch ungefähr so begabt wie sie. Vermutlich hatte er es dem Jungen sogar einmal gesagt, weil er ihm irgendwo helfen sollte.

&#034Und was machst du jetzt?&#034

&#034Ich habe einen Softwarefehler in der Firewall ausgenützt, um an den Loginserver zu kommen. Jetzt nutze ich dort einen Fehler aus, um mir einen neuen Administrator Zugang zu verschaffen.&#034

&#034Und das kannst du so einfach?&#034 Sie verstand nicht viel, auch wenn Flo sich bemühte es ihr so laienhaft wie möglich zu erklären.

&#034Nur weil die Cloud der Schule von unseren Lehrern gewartet wird. Alle paar Wochen werden irgendwo Fehler entdeckt und von den Programmentwicklern meist schnell behoben. Das Problem ist nur, dass die Lehrer vermutlich weder das Wissen noch die Zeit haben, sich darum zu kümmern.&#034

Das verstand sogar Julia. Es kam oft genug vor, dass Unterricht ausfallen musste. Es gab zwar immer neue Technik an der Schule, aber an Lehrern mangelte es, seit sie aufs Gymnasium ging. Eigentlich gab es zwar genug Lehrer, aber nur wenn keiner von ihnen krank, schwanger oder auf Fortbildung war.

&#034Drin!&#034, meldete der Nerd triumphierend.

Julia sprang auf und kam zu ihm. Ihr Duft stieg ihm in die Nase und er spürte eine leichte Erektion, während seine Finger über die Statur glitten, und das Logo der Schule auf dem Bildschirm auftauchte.

&#034Wir sind jetzt auf dem Mailserver. Hier werden die einkommenden Mails vorgehalten. Die Mail von Selina müsste auch hier sein. Hoffentlich hat sie noch niemand von zuhause abgerufen.&#034

Bei diesen Worten verkrampfte sich Julia ein wenig. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass Schüler und Lehrer auch von Zuhause auf die Cloud zugreifen konnten. Sie betete leise, dass dies noch nicht passiert war und ihre Finger legten sich Hilfe suchend auf Flos Schulter. Dieser hämmerte hastig auf die Tastatur ein. Bis er einen Seufzer ausstieß.

&#034Was?&#034, fragte Julia nun mit zitternder Stimme. Sie blickte zu dem jungen Hacker. Dieser erwiderte ihren Blick. Seine Hand legte sich auf die ihre.

&#034Keine Sorge!&#034, meinte er, während sich ein Lächeln auf seinem mit Pickeln geschmückten Gesicht abzeichnete. &#034Ich habe den Videoanhang gerade durch einen anderen ersetzt.&#034

&#034Das heißt?&#034

&#034Sie bekommen zwar alle die Mail, aber wenn sie den Anhang runterladen, werden sie sicher nicht deine kleine Schwester zu sehen, sondern etwas anderes.&#034

&#034Damit steht Selina als Lügnerin da&#034, murmelte Julia. Der Gedanke gefiel ihr und ein verschmitztes Lächeln huschte über ihre zarten Lippen.

&#034Genau.&#034 Zögerlich nahm er seine Hand von der ihren. Er wusste nicht, ob er gerade nicht etwas zu weit gegangen war.

&#034Dank.&#034

&#034Und jetzt?&#034, fragte Flo, während er sich aus seinem Stuhl erhob. Er streckte sich. Auch wenn der junge Nerd es gewohnt war, viele Stunden vor dem PC zu verbringen, forderte dieses Verhalten doch seinen Tribut.

Beide blickten sich unsicher an. Julia hatte nicht weiter gedacht. Sie schuldete Flo viel. Aber irgendwie wusste sie auch nicht, wie sie ihre Schulden bei ihm begleichen sollte. Sie tat, was sie am besten konnte und umarmte ihn herzlich. Ihr langer, hagerer Körper schmiegte sich an den des Jungen. Er genoss ihren Duft und ihre Wärme. Auch seine Arme legten sich unbeholfen um sie. Noch nie hatte er sich in so einer Umarmung befunden. Noch nie hatte er dieses Glücksgefühl so intensiv erlebt.

Auch Julia genoss es. Sie liebte es zu knuddeln und körperliche Nähe war ihr nicht fremd. Ihr Körper reagierte fast automatisch mit einer Entspannung auf diese Art der Zuwendung. Müdigkeit und Adrenalin taten ihr übrigens. Die Ereignisse dieses Tages hatten sie immer noch fest im Griff, auch wenn sie vieles davon verdrängt hatte.BY(www.pazig.com)Der Missbrauch ihrer Schwester durch ihren Exfreund. Selinas Heimtücke. Alles gärte in ihr. Doch in Flos Armen fand sie ruhe. Sie streichelte sanft über seinen Rücken und fülte zugleich die Ausbeulung zwischen seinen Beinen. Es störte sie nicht. Sie kannte ihre Wirkung auf Männer. Instinktiv näherten sich schließlich ihre Lippen aneinander an.

&#034Wir müssen bald wieder in die Schule&#034, unterbrach er plötzlich vollkommen unpassend den Moment.

Aus, die Stimmung war dahin. Nüchterne Realität setzte ein und die Beiden lösten sich.

&#034Ja, du hast recht. Wir sollten noch ein wenig schlafen&#034, meinte sie unruhig und fast einwenig wütend. &#034Ich geh dann mal. Wir sehen uns in der Schule.&#034

***

Julia verließ das Haus ihrer Nachbarn in einem Wechselbad der Gefühle. Sie glaubte, nie einschlafen zu können. Doch als sie sich mit ihren Sachen in das Bett fallen ließ, um über die Ereignisse der Nacht noch einmal nachzudenken, war sie auch schon eingeschlafen.

Als sie wieder erwachte, war es bereits drei Uhr Nachmittag. Zum Glück war sie nicht die Einzige, die an diesem Tag verschlief. Auf ihrem Weg ins Bad entdeckte sie Sandra. Sie hatte einen furchtbaren Kater und konnte sich zum Glück an nichts mehr erinnern. Julia überlegte sich kurz, ob sie ihrer jüngeren Schwester etwas erzählen sollte, aber sie entschied sich anders.Da sie an diesem Tag nicht in der Schule war, bekam sie erst am nächsten Tag mit, welch große Wellen eine gewisse Rundmail ausgelöst hatte. Flo hatte nicht einfach die Datei durch irgendwelchen Schrott ersetzt. Nein, auf dem VideoBY(www.pazig.com)war Mattias zu sehen, wie er sich auf einer anderen Party übergab und nach seiner Mama rief.Die Peinlichkeit dieses Videos führte dazu, dass Mattias am Tag, als Julia wieder zur Schule kam, überraschend fehlte. Ein Lehrer erzählte später, dass er sich für den Rest des Schuljahres beurlauben ließ. Flo hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Ihr gefiel diese Art der Rache. Er und Selina hatten mit dem Spiel begonnen, nun mussten sie auch selbst darunter Leiden. Julia überlegte, ob sie sich nun auch irgendwie um Selina kümmern sollte, aber ihre ehemalige Freundin schaffte es alleine sowieso nicht, sich in der Schule durchzusetzen. Sie zu ignorieren, war vermutlich die beste Rache.

Es reichte, dass Mattias Ruf in der Schule und vermutlich in der ganzen Stadt gründlich ruiniert war. Schließlich war das im 21. Jahrhundert viel wichtiger, als alles andere.

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